Unbekannt


Himmelfahrt Mariae; rückseitig Abraham und die drei Engel, quadriert, 2. Hälfte des 16. Jh.

Rötel, rotbraun laviert auf bräunlichem Papier, 16 x 11,7 cm (oben und an den Seiten beschnitten)

Unten links und rückseitig unten links Sammlerstempel Lugt 1223; rückseitig unten unleserliche Bezeichnung

Provenienz:

Giuseppe Vallardi (1784–1863), Mailand; Nachlass Erich Herzog, Kassel

GS 17097

Literatur:

unpubliziert

Die kleinformatige Rötelzeichnung zeigt auf der Vorderseite eine Himmelfahrt Mariae. Umgeben von Engeln schwebt die Muttergottes thronend auf einer Wolkenbank zum Himmel empor, während zwei Engel eine Krone über ihr Haupt halten. Ihre stark überlängte Gestalt mit dem vorgestreckten Bauch, die überkreuzten Füße, die substanzlos in einem Strichbündel zu enden scheinen, oder die Finger, die mit wenigen kürzelhaften Strichen nur angedeutet werden, zeigen deutlich den Einfluss Parmigianos (1503–1540) auf den noch nicht identifizierten Zeichner.[1] Bislang war die Zeichnung dem Florentiner Jacopo da Empoli (1551/54–1640) zugeschrieben, mit dessen Werk sie aber stilistisch nicht in Einklang zu bringen ist. Zwar war der Typus der Himmelfahrt, der sich auf die Jungfrau konzentriert und auf die Wiedergabe der Apostel verzichtet, auch in der Florentiner Kunst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts geläufig,[2] der Stil des Kasseler Blattes spricht aber eher dafür, dass es in Norditalien, vielleicht in Parma oder Cremona, entstand. Rätselhaft ist die schräge Anordnung der Zeichnung auf dem Papier, zumal die Rückseite korrekt, also parallel zu den Blattkanten ausgerichtet ist.

Die Rückseite zeigt die Darstellung des Besuchs der drei Engel bei Abraham nach 1. Mose 18. Entsprechend der Darstellungskonvention kniet Abraham vor den drei Engeln und nimmt gottesfürchtig ihre Weissagung entgegen, dass seine bereits betagte Frau Sara ihm noch ein Kind gebären werde, während Sara an der Tür lauscht. Da das Blatt links beschnitten wurde, ist diese Szene nur noch zu erahnen.

Die Quadrierung legt nahe, dass der Entwurf in ein größeres Format übertragen wurde. Weder die Vorder- noch die Rückseite ließen sich allerdings bislang mit ausgeführten Werken in Verbindung bringen.

[1] Vgl. etwa Kat. Florenz 2003, Nr. 14, 19.

[2] Vgl. etwa Kat. Florenz 1992, Nr. 120, 121.

Veröffentlicht am 14.12.2010

Letzte Aktualisierung am 19.10.2012

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Rückseite GS 17097

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