Antonio Viviani zugeschrieben

(Urbino 1560 – Urbino 1620)

Himmelfahrt Christi, um 1600

Feder in Braun, braun laviert, mit schwarzer Kreide quadriert, alt montiert, 28 x 17,4 cm (Ecken oben beschnitten, unten ausgerissen)

Unten mittig mit Rötel bez.: Tintoretto; mit brauner Feder: 1639

Provenienz:

Nachlass Erich Herzog, Kassel

GS 17099

Literatur:

Kat. Kassel 2000, S. 38, Nr. 11 (als Jacopo Chimenti da Empoli), Abb. S. 39

Die quadrierte Entwurfszeichnung für ein Altarbild mit halbrundem Abschluss zeigt in einer strengen, symmetrisch angelegten Komposition die Himmelfahrt Christi. Flankiert von zwei Engeln schwebt die hoch aufragende Gestalt Christi in einer Wolkenaureole empor. Während die Apostel aufgeregt gestikulierend auf das Geschehen reagieren, knien die Muttergottes und Petrus etwas separiert in der vordersten Raumebene. Mit wenigen prägnanten Federstrichen hat der Zeichner die Figuren umrissen und durch eine ungewöhnlich kräftige Lavierung deutliche Hell-Dunkel-Kontraste gesetzt.

Die Zeichnung, die bislang dem Florentiner Maler Jacopo da Empoli (1551/54–1640) zugewiesen war, ist unter dieser Zuschreibung im Jahr 2000 von Jürgen Lehmann publiziert worden. Catherine Monbeig-Goguel, Paris, hält dagegen eine Entstehung des Entwurfs in den Marken durch einen Künstler, der unter dem Einfluss von Federico Zuccari (um 1540–1609) stand, für wahrscheinlich und hat den Barocci-Schüler Antonio Viviani vorgeschlagen.[1]

Von Antonio Viviani sind vor allem Kreide- und Rötelzeichnungen bekannt.[2] Ausgehend von einem Blatt in Kopenhagen mit einer Darstellung des Paradieses konnte Monbeig-Goguel 1992 sein Werk überzeugend durch mehrere lavierte Federzeichnungen erweitern, die sich direkt auf das Kopenhagener Blatt beziehen, das bislang allerdings noch nicht mit einem ausgeführten Werk verbunden werden kann.[3] Zumindest eine dieser Zeichnungen weist aber eine alte Zuschreibung an „il Sordo“ auf. Charakteristisch für das Konvolut sind die kräftige, dichte Lavierung, eine freie Linienführung sowie ausgeprägte Licht-Schatten-Kontraste, die den Einfluss der römischen Kunst auf Viviani zeigen. Diese stilistischen Kennzeichen finden sich auch auf der Kasseler Zeichnung wieder, wie ein Vergleich der beiden vorderen Figuren mit der Studie „Jonas mit dem Fisch“ des Louvre zeigt (Abb. 1).[4] Die Übereinstimmungen legen nahe, dass die Kasseler Zeichnung von Antonio Viviani oder in seinem unmittelbaren Umfeld geschaffen wurde.

[1] Freundliche Auskunft per E-Mail vom 29.11.2007.

[2] Sein malerisches und zeichnerisches Werk hat Costamagna 1973/1974 zusammengestellt.

[3] Monbeig-Goguel 1992, S. 111f. Vgl. dazu auch Fischer 2001, Nr. 183.

[4] Schwarze Kreide, Feder in Braun, braun laviert, 10,1 x 12,8 cm, Paris, Musée du Louvre, Inv. Nr. 2110 (Monbeig-Goguel 1992, S. 111, Abb. 14).

Veröffentlicht am 20.01.2009

Letzte Aktualisierung am 28.03.2009

Abb. 1

Abb. 1

Antonio Viviani

Paris, Musée du Louvre, Inv.Nr. Inv. Nr. 2110

© bpk / RMN / Musée du Louvre

Veröffentlicht am 28.03.2009

Abb. 1