Kopie nach Giorgio Vasari

(Arezzo 1511 – Florenz 1574)

Concordia, nach dem Fresko im Refektorium von S. Anna dei Lombardi in Neapel, Refektorium von Monteoliveto; rückseitig Kopie der Venus Medici, um 1570

Feder in Braun, braun laviert, weiß gehöht auf blauem Papier; schwarze Kreide, weiß gehöht, 30,9 x 18,6 cm

Unten rechts mit brauner Feder bez.: CONCORDIA; auf Vorder- und Rückseite div. Beschriftungen von der Hand des Pieter Jacobsz. Roman sowie unterschiedliche Paginierungen

Provenienz:

Pieter Jacobsz. Roman; Wilhelm VIII. Landgraf von Hessen-Kassel

GS 9629

Literatur:

Cecchi 1978, S. 53–54, Abb. 2; Nesselrath 1987, S. 212, Taf. 59b (verso); Cheney 1993, S. 76, Anm. 112, Abb. 1–35; Leone de Castris 1996, S. 98 (als Vasari), Abb. S. 113

Die zweite Kasseler Kopie nach Vasari aus dem Codex Fol. 45 stammt von derselben Hand wie GS 9628, ist in derselben Technik auf demselben blauen Papier angefertigt und weist rückseitig in leicht versetzter Ansicht gleichfalls eine Nachzeichnung der Gipskopie nach der Venus Medici aus der Casa Vasari in Arezzo auf. Es ist deshalb anzunehmen, dass die beiden Zeichnungen in engem zeitlichem Zusammenhang nach heute verlorenen Zeichnungen bzw. nach der Gipskopie der Venus Medici von einem Mitglied der Werkstatt Vasaris angefertigt wurden.

Inhaltlich stehen die beiden Kopien in keinem Zusammenhang. So bezieht sich die Vorderseite des vorliegenden Blattes auf einen Auftrag, den Vasari 1544 von der Benediktiner-Kongregation von Monteoliveto erhielt und der die Dekoration des Refektoriums von S. Anna dei Lombardi in Neapel mit einem komplexen Programm umfasste.[1] Die dreigeteilte Decke des Refektoriums zeigte die Allegorien der Religion, der Ewigkeit und des Glaubens umgeben von Tugenden, um, so Vasari in seiner Biographie, „dimostranti ai monaci che in quel refettorio mangiano, quello che alla loro vita e perfezione è richiesto“.[2]

Die Kasseler Kopie gibt eine Entwurfszeichnung für die Darstellung der Concordia wieder und stimmt, vom ovalen Bildfeld des Freskos abgesehen, weitgehend mit der ausgeführten Version überein. Entsprechend der traditionellen Ikonographie hält Concordia ein Fascienbündel in den Armen als Zeichen der Stärke, die aus der Einheit und aus dem Frieden resultiert. Die zerbrochenen Masken und Rüstungen zu ihren Füßen spielen auf die Folgen von Zwietracht, Discordia und Krieg an. Auch zu anderen der Tugenddarstellungen in Neapel haben sich Vorzeichnungen bzw. Kopien nach verlorenen Blättern erhalten.

Eine weitere Kopie der Concordia, die Marco Marchetti (um 1526–1588) zugeschrieben wird, befindet sich in Bukarest.[3]

[1] Vgl. auch im Folgenden Cheney 1993.

[2] Vasari 1881, S. 675. Vgl. auch Cheney 1993, S. 56.

[3] Feder in Braun, braun laviert, 19,7 x 13,5 cm, Bukarest, Bibliotheca dell’Accademia di Romania, Inv. Nr. 12535 (Chiarini/Macovei 2004, Nr. 157 mit Abb.).

Veröffentlicht am 06.09.2008

Letzte Aktualisierung am 31.03.2009

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Rückseite GS 9629

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