Kopie nach Paolo Veronese

(Verona 1528 – Venedig 1588)

Kopie nach der „Anbetung der Hirten“ von Veronese, ehemals in der Chiesa dei Crociferi, Capella dei Setaioli, in Venedig, um 1670

Schwarze Kreide, Feder in Braun, braun laviert auf Papier, alt montiert, 32,7 x 27 cm

Provenienz:

Nachlass Erich Herzog, Kassel

GS 17156

Literatur:

unpubliziert

Die flüchtig ausgeführte Kopie nach der „Anbetung der Hirten“ von Paolo Veronese (1528–1588)[1] konzentriert sich auf die Figuren des Gemäldes, das seit 1786 in der Cappella del Rosario von SS. Giovanni e Paolo in Venedig verwahrt wird und sich ehemals in der Capella dei Setaioli in der Chiesa dei Crociferi befand. Die komplexe, mit antiken Säulenfragmenten versehene ruinöse Architektur des Stallgebäudes, in dem die Szene bei Veronese spielt, scheint den Kopisten dagegen nur am Rande interessiert zu haben.

Antonio Zanchi, dem das Blatt zugeschrieben wurde, hat sich nicht nur in seinem malerischen Werk mehrfach mit dem großen Vorbild auseinandergesetzt, sondern nachweislich auch nach Veronese kopiert.[2] Per Dekret vom 23.01.1671 erhielt er von der Serenissima den Auftrag, eine Kopie des Gemäldes „Christus und Maria im Hause des Pharisäers“ anzufertigen, das die Republik Venedig 1664 von den „frati serviti“ erworben hatte, um es Ludwig XIV. von Frankreich zum Geschenk zu machen. Die Kopie, die in der napoleonischen Zeit verlorenging, sollte den Brüdern das verkaufte Original ersetzen. Weiter wird Zanchi eine zeichnerische Kopie nach Veronese zugeschrieben, die stilistisch allerdings deutlich von dem vorliegenden Blatt abweicht.[3] Die stilkritische Zuschreibung derartiger Kopien ist schwierig. Wenn die Zeichnung von Zanchi angefertigt worden sein sollte, dann wird sie wie der hl. Sebastian aus der Kasseler Sammlung (GS 17158) eher dem Frühwerk des Malers zuzuordnen sein, mit der sie stilistisch noch am ehesten in Einklang zu bringen wäre. Die selbst für eine Kopie unsichere Strichführung spricht aber dafür, dass ein schwächerer Zeichner der Urheber der vorliegenden Zeichnung war.

[1] Pignatti 1976, Bd. 1, Nr. 158.

[2] Zampetti 1987, S. 404; Chiappini di Sorio 1990.

[3] Kat. Venedig 1966, Nr. 19 mit Abb.

Veröffentlicht am 10.02.2009