Giovanni Caroto zugeschrieben

(Verona 1488/89 – Verona 1563/66)

Angelus Paduanus, um 1550

Graphit, rote, braune, schwarze und weiße Kreide auf graubraunem Papier, 37,8 x 26,5 cm

Mittig rechts mit schwarzer Feder bez.: Angelus Paduanus / Anno etatis sue / 63.; rückseitig oben links mit braunem Stift: 16; oben rechts mit brauner Feder: 464

Provenienz:

Nachlass Erich Herzog, Kassel

GS 18175

Literatur:

unpubliziert

Giovanni Caroto, der in engem Kontakt zu den humanistischen Kreisen Veronas stand, ist weniger als Maler denn durch sein Interesse an den antiken Monumenten seiner Vaterstadt bekannt geworden. Seine Zeichnungen der römischen Bauwerke Veronas, die sich in einer Handschrift der Biblioteca Civica[1] erhalten haben, dienten teilweise als Vorlage für die Holzschnittillustrationen des 1540 erschienenen Traktats „De origine et amplitudine civitatis Veronae“ von Torello Saraina. Zwanzig Jahre später, 1560, verwandte Caroto einen Teil der Holzschnitte ein weiteres Mal zur Illustration seiner Schrift „Le antichità di Verona“.[2] Als Maler stand Giovanni Caroto dagegen stets im Schatten seines älteren Bruders Giovanni Francesco (1478/82–1555). Nur wenige, zumeist zweitrangige Gemälde können ihm sicher zugeschrieben werden.[3] Auch sein bislang bekanntes zeichnerisches Oeuvre ist schmal. Außer den Nachzeichnungen der antiken Stätten und den Stadtansichten Veronas, die der Handschrift der Biblioteca Civica beigegeben sind, werden ihm eine Studie zu einer Maria mit Kind im Museo Correr[4] zugeschrieben sowie ein ebenfalls in der Handschrift enthaltenes Selbstportrait[5] (Abb. 1). Dieses Portrait, dessen Zuschreibung allerdings nicht unumstritten geblieben ist[6], bietet sich als einziger stilistischer Vergleich für die Kasseler Zeichnung an. Beide Portraits zeigen die Dargestellten im engen Bildausschnitt als Büste, den Kopf jeweils leicht zur Seite gewandt. Kleidung, Physiognomie und Haare sind nur grob erfasst. Die Wiedergabe der stark umrandeten mandelförmigen Augen, der Ohren und des Mundes folgt ein und demselben Schema. Die Haare werden jeweils mit kurzen Kreidestrichen angedeutet. Die Portraits stehen sich m. E. stilistisch so nahe, dass sie durchaus von einer Hand angefertigt worden sein können. Das Kasseler Portrait, dessen Dargestellter trotz der Beischrift noch nicht identifiziert werden konnte, würde dann das schmale zeichnerische Werk von Caroto erweitern. Der hohe Spitzenkragen des Dargestellten spricht für eine Datierung um 1550.

[1] Torello Saraina, Le Historie de Verona nuovamente tradotte alla lingua volgare, 1546, darin sind 21 Zeichnungen von Giovanni Caroto zum Teil eingeklebt, zum Teil eingebunden, Verona, Biblioteca Civica, Ms. 978 (Franco Fiorio 1975; Schweikhart 1977, S. 17f.).

[2] Vgl. dazu Schweikhart 1977.

[3] Zu seinem malerischen Werk vgl. Marchiori 1974; Ruggero Maschio. In: AKL, Bd. 16, 1997, S. 523f.

[4] Kohle, weiß gehöht, 27,3 x 20,6 cm, Venedig, Museo Correr, Inv. Nr. 1559 (Pignatti 1980, Nr. 194; Pignatti vergleicht die Zeichnung irrtümlich mit einem heute Giovanni Francesco zugeschriebenen Blatt in Düsseldorf).

[5] Verona, Biblioteca Civica, Ms. 978, fol. 4 (Schweikhart 1977, S. 17f.).

[6] Baron 1910, S. 183.

Veröffentlicht am 10.09.2008

Letzte Aktualisierung am 31.03.2009

Abb. 1

Abb. 1

Giovanni Caroto

Verona, Biblioteca Civica, Inv.Nr. Inv. Nr. Ms. 978, fol. 4

© Verona, Biblioteca Civica

Veröffentlicht am 10.09.2008

Letzte Aktualisierung am 10.02.2009

Abb. 1