Umkreis Luca Giordano

(Neapel 1634 – Neapel 1705)

Schlacht der Hebräer gegen die Amalekiter; rückseitig weiblicher Akt, um 1670

Schwarze Kreide, Feder in Braun; rückseitig Rötel, weiß gehöht auf braunem Papier, 15,2 x 22,1 cm

Provenienz:

Nachlass Erich Herzog, Kassel

GS 17105

Literatur:

unpubliziert

Die äußerst rasch ausgeführte Federzeichnung auf braunem Papier wurde, wie die rückseitige Aktstudie in Rötel von anderer Hand zeigt, oben und an der rechten Seite stark beschnitten. Die dargestellte Szene lässt sich mit der „Schlacht der Hebräer gegen die Amalekiter“ in der Blaffer Foundation in Houston (Abb. 1) in Verbindung bringen, ein Gemälde, das Luca Giordano um 1693/94 schuf.[1] Nach Ferrari und Scavizzi könnte es als Bozzetto für ein Fresko im Querschiff der Kirche des Escorial gedient haben, das kompositionell eng mit ihm zusammenhängen soll.

Nach der Schilderung des Alten Testaments (Ex. 17) stiegen Moses, Aaron und Hur auf die Spitze eines Berges, um von dort aus dem Kampf der Hebräer gegen die Amalekiter beizuwohnen. Solange Moses die Hände emporhielt, behielten die Israeliten die Oberhand, ließ er sie sinken, wendete sich das Blatt.

Im Gemälde sind auf dem Berg links im Hintergrund Moses und seine beiden Helfer dargestellt, die seine Hände stützen. Enggedrängt ringen im Vordergrund die beiden gegnerischen Parteien um den Sieg. Rechts im Hintergrund ist ein zweiter Schauplatz des Kampfes angedeutet.

Im Grundgerüst stimmt die Zeichnung deutlich mit dem Gemälde überein, wenn man die Beschneidung des Blattes berücksichtigt, in den Details sind jedoch Abweichungen zu konstatieren. So galoppiert etwa das Pferd links in der Skizze aus dem Bild, im Gemälde aber ins Bild hinein. Andere Details wie das samt Reiter stürzende Pferd rechts daneben werden identisch wiedergegeben.

Giordano hat häufiger die ersten Ideen zu seinen Gemälden in rasch ausgeführten Federskizzen niedergelegt.[2] Bei der Kasseler Zeichnung sprechen jedoch nach Giuseppe Scavizzi[3] deutliche Schwächen in der Ausführung dafür, dass es sich um keine eigenhändige Zeichnung des neapolitanischen Meisters handelt, sondern um eine Nachzeichnung, die nach einem verlorenen, detaillierter ausgeführten Entwurf möglicherweise von einem Mitglied der Werkstatt Giordanos als Ricordo angefertigt wurde.

Die Rückseite wurde möglicherweise von anderer Hand ausgeführt.

[1] Öl auf Leinwand, 68 x 87 cm, Houston, Blaffer Foundation (Ferrari/Scavizzi 1992, Nr. A 526).

[2] Kat. Poitiers 2006, Nr. 57.

[3] Briefliche Auskunft vom 27.11.2007.

Veröffentlicht am 08.09.2008

Letzte Aktualisierung am 10.02.2009

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Rückseite GS 17105

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