Antonio Zanchi zugeschrieben

(Este 1631 – Venedig 1722)

Hl. Sebastian, um 1650

Schwarze Kreide, Feder in Braun auf Papier, braun laviert, 13,9 x 10,4 cm

Unten mittig mit brauner Feder bez.: Zanchi

Provenienz:

Nachlass Erich Herzog, Kassel

GS 17158

Literatur:

unpubliziert

Die kleinformatige lavierte Federzeichnung mit der alten Bezeichnung „Antonio Zanchi“ zeigt den hl. Sebastian als Dreiviertelfigur an einen Baum gefesselt. Von mehreren Pfeilen getroffen, stützt sich der Heilige im Zusammensinken mit dem linken Ellenbogen auf einem niedrigen Ast ab. Seine Hand hält das Lendentuch empor, als wolle er den Kopf darin verbergen.

Während der Zeichner den Baum mit dem Pinsel nur zart Ton in Ton modelliert hat, so dass er sich kaum von dem braun eingetönten Hintergrund abhebt, setzte er den Körper des Heiligen durch dunkle, mit der Feder gezogene Konturlinien deutlich von seiner Umgebung ab. Die Binnenmodellierung des Oberkörpers, der Haare und des Lendentuchs mit dem Pinsel in Braun belebt Zanchi ebenfalls durch kurze dunkle Federstriche. An einigen Partien des Körpers lässt er hell den Papierton durchscheinen und akzentuiert durch diese Lichteffekte dessen Lebendigkeit und Plastizität.

Stilistisch scheint die Zeichnung am ehesten mit einem Blatt der Uffizien in Einklang zu bringen zu sein, das von Riccoboni und Zampetti dem Frühwerk von Zanchi zugeordnet wurde.[1]

Zanchi hat nach schriftlichen Zeugnissen mehrere Gemälde mit dem Martyrium des hl. Sebastian geschaffen, die sich jedoch nicht erhalten haben.[2] Einige Gemälde mit diesem Thema, die noch Riccoboni 1966 Zanchi selbst zuschrieb, sind inzwischen von Zampetti abgeschrieben wurden.[3] Ob es sich bei der Kasseler Zeichnung um einen Entwurf für eines der schriftlich überlieferten, aber verlorenen Gemälde handelt, wird kaum noch zu klären sein.

[1] Samson und Dalila, schwarzer Stift, Feder in Braun, braun laviert, Florenz, Uffizien, Inv. Nr. 7980 (Riccoboni 1966, S. 120, Abb. 108; Zampetti 1987, Nr. 190).

[2] Riccoboni und Zampetti erwähnen unter den verlorenen Werken von Zanchi Darstellungen des hl. Sebastian in der Casa Gritti (S. M. Zobenigo) und der Casa Bertolo in Venedig (Riccoboni 1966, S. 116; Zampetti 1987, Nr. 402, 413).

[3] Riccoboni 1966, S. 57, 101; Zampetti 1987, Nr. 254, 273.

Veröffentlicht am 11.09.2008

Letzte Aktualisierung am 11.09.2008