Giovanni Giuliani

(Venedig 1664 – Heiligenkreuz / Niederösterreich 1744)

Hl. Oswald mit dem Raben, der einen Ring im Schnabel hält, 1683

Rötel auf Papier, 15 x 19,5 cm

Unten rechts mit Rötel bez.: Zuanne Zuliani / 1683

Provenienz:

Nachlass Erich Herzog, Kassel

GS 17323

Literatur:

unpubliziert

Von dem gebürtigen Venezianer Giovanni Giuliani, der die Barockskulptur in Österreich geprägt hat, sind kaum Zeichnungen überliefert. 1733 illustrierte er zwei Chroniken des Zisterzienserpaters Scheuring. Kürzlich konnte ihm darüber hinaus eine kleine Rötelzeichnung zugewiesen werden, die er vor 1683, also im Alter von ungefähr 19 Jahren, für das „Liber amicorum“ des wandernden Bildhauergesellen Johann Carl von Zay anfertigte. In der Widmung bezeichnete er sich als „Jo Johannes Zuliani Scultore da Venetia“.[1]

Die eher unbeholfen wirkende Zeichnung und die Signatur des „Liber amicorum“ weisen so große Übereinstimmungen mit der Kasseler Zeichnung auf, dass sie von derselben Hand stammen müssen. Wie die Datierung des Kasseler Blattes belegt, sind sie zudem annähernd in demselben Zeitraum entstanden. Das vergleichbare Format und die auffällig platzierte Namensnennung könnten dafür sprechen, dass sich auch die Kasseler Zeichnung ehemals in einem Liber amicorum befand, wie es fahrende Gesellen häufiger mit sich führten.

Dargestellt ist der hl. Oswald von Northumbrien (um 604–642), der seit dem Spätmittelalter nicht nur in England, sondern auch in Süddeutschland, Österreich und in der Schweiz sehr populär war. Legenden zufolge soll Oswald bei seiner Brautwerbung ein sprechender Rabe als Bote gedient haben. Wie es Giuliani darstellt, überbrachte ihm der Rabe den Ring der Erwählten im Schnabel.

[1] Weintrinkendes Paar, New York, Pierpont Morgan Library, Inv. Nr. Qu-8vo, fol. 186–187 (Kat. Wien 2005, S. 20, Abb. 1, Anm. 33).

Veröffentlicht am 11.09.2008

Letzte Aktualisierung am 10.02.2009