Fedele Fischetti

(Neapel 1732 – Neapel 1792)

Die törichten und die klugen Jungfrauen, Entwurf für eine Supraporte oder ein Wandfeld, 1780

Graphit, Feder in Braun, grau laviert auf Papier, 23,5 x 42 cm

Provenienz:

John Auldjo, London und Genf (Lugt 48); Nachlass Erich Herzog, Kassel

GS 17088

Literatur:

unpubliziert

Der Entwurf für eine Supraporte mit der alten Zuschreibung an Fedele Fischetti zeigt deutlich die Position des Künstlers zwischen Rokoko und Klassizismus. Dargestellt ist das Gleichnis der klugen und törichten Jungfrauen nach Matthäus 25,1–13. Durch eine Säule mit Draperie teilte Fischetti das Bildfeld in zwei Teile: Während er in der linken Bildhälfte locker die fünf klugen Jungfrauen mit ihren vollen Öllampen stehend oder sitzend gruppierte, machen sich rechts die törichten auf den Weg, um Öl zu erwerben. Ihre flatternden dünnen Gewänder entsprechen bereits dem Geschmack des Klassizismus, während das geschwungene, kartuschenförmige Bildfeld und die Säule mit Draperie noch den Gepflogenheiten des Barock nahestehen.

Ab 1759 schuf Fischetti immer wieder Dekorationen für Kirchen in Neapel und Umgebung. Bislang ist es noch nicht gelungen, das Blatt mit einem seiner ausgeführten Werke zu verbinden. Stilistisch ist die Zeichnung durchaus mit anderen Blättern in Einklang zu bringen, die dem Maler zugeschrieben werden.[1] Die Provenienz aus Neapel bezeugt der blindgeprägte Sammlerstempel (Lugt 48) rechts unten neben dem Bildfeld. John Auldjo (1805–1886) trug seine Handzeichnungssammlung während eines Aufenthaltes in Neapel zusammen.

[1] Vgl. etwa den Entwurf für ein Deckenfresko in Caserta: Das Goldene Zeitalter, um 1777/78, schwarze Kreide, Feder in Schwarz, grau laviert, 34,6 x 46 cm, New York, Pierpont Morgan Library, Janos Scholz Collection, Inv. Nr. 1981.4 (Kat. Detroit 1981, Nr. 82b).

Veröffentlicht am 08.09.2008

Letzte Aktualisierung am 11.10.2012