Fedele Fischetti zugeschrieben

(Neapel 1732 – Neapel 1792)

Martyrium des hl. Laurentius, um 1770

Feder in Schwarz, graubraun laviert auf Papier, 27,1 x 18,2 cm

Provenienz:

Nachlass Erich Herzog, Kassel

GS 17406

Literatur:

Auktionskat. Kunstantiquariat Arno Winterberg 5.5.1973, Nr. 319 (als unbekannt)

Der hl. Laurentius, dessen Martyrium die sorgfältig ausgeführte lavierte Federzeichnung zeigt, gehört zu den am meisten verehrten Heiligen der katholischen Kirche. Papst Sixtus II. weihte ihn zum Diakon. Als Kaiser Valerian 258 den Papst enthaupten ließ und das Vermögen der Kirche für sich beanspruchte, verteilte Laurentius es an die Armen mit dem Hinweis, sie seien der wahre Reichtum der Kirche. Valerian ließ ihn daraufhin auf dem Rost hinrichten.

Das Martyrium des Heiligen ist eine häufig dargestellte Szene. Hier wird Laurentius in der liturgischen Tracht der Diakone vor einer antiken Stadtkulisse von einem Schergen auf den Rost geführt, unter dem ein weiterer Henkersknecht das Feuer in Brand setzt.

Das bislang nicht zugeschriebene Blatt konnte durch eine Zeichnung der Albertina (Abb. 1)[1] näher eingeordnet werden, die in flüchtigerer Ausführung dieselbe Komposition zeigt. Allein am linken Bildrand hat der Zeichner noch nach einem stimmigen Motiv gesucht und bis zur Unkenntlichkeit verschiedene Varianten übereinander erprobt. Bei den parallel zum linken Bildrand in schwarzer Kreide nur schemenhaft angedeuteten figürlichen Motiven scheint es sich um Ideen für den Rahmen des Bildes zu handeln.

Die Wiener Zeichnung wurde 1941 durch Alfred Stix und Anna Spitzmüller publiziert[2]. Als Teil eines Konvoluts, das traditionell dem neapolitanischen Maler Fedele Fischetti zugewiesen war, hatte die Albertina das Blatt 1924 aus einer umfangreichen Sammlung neapolitanischer Herkunft erworben. Die Zuschreibung an Fischetti hatte bereits Stix in Zweifel gezogen. Veronika Birke schrieb 1997 ein Teil des Konvoluts, darunter auch das Martyrium des hl. Laurentius, ab und ordnete es, ohne einen anderen Namen nennen zu können, einem neapolitanischen Maler aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu. Die Zuschreibung an den zunächst in der Tradition Francesco Solimenas (1657–1747) stehenden Fedele Fischetti, der in seinem Spätwerk den Übergang vom Barock zum Klassizismus vollzog, ist meines Erachtens aber nicht gänzlich auszuschließen.[3]

[1] Schwarze Kreide, Feder in Braun, braun laviert, 32,2 x 24,6 cm, Wien, Albertina, Inv. Nr. 26032 (Stix/Spitzmüller 1941, Nr. 686; Birke/Kertész 1992–1997, Bd. 4, S. 2476).

[2] Stix/Spitzmüller 1941, Nr. 686.

[3] Vgl. etwa Kat. Neapel 1979, Nr. 227.

Veröffentlicht am 19.01.2009

Letzte Aktualisierung am 11.10.2012

Abb. 1

Abb. 1

Unbekannt

Wien, Albertina, Inv.Nr. Inv. Nr. 26032

© Wien, Albertina

Veröffentlicht am 21.01.2009

Letzte Aktualisierung am 14.08.2009

Abb. 1