Federico Bencovich zugeschrieben

(Ragusa [?] in Dalmatien 1677 – Görz 1753)

Anbetung der Hl. Drei Könige, um 1724

Rötel auf Papier mit Faltspuren, 21,8 x 17,2 cm

Rückseitig unten mittig mit brauner Feder bez.: La 15. Luglio in Milano. / Confesso io sottoscritto avar recevuto l’ alemensina d’ / una messa dà me celebrata secondo l’ / intenzione della Sig. Paola Durandi / et fede lo prete Antonio Cornaglio

Provenienz:

Nachlass Erich Herzog, Kassel

GS 17063

Literatur:

unpubliziert

Von dem aus Dalmatien stammenden, in Bologna und Venedig ausgebildeten Maler Federico Bencovich haben sich nur wenige Zeichnungen erhalten. Das Werkverzeichnis von Peter Oluf Krückmann listet gerade 18 Blätter auf, von denen nur vier als Vorzeichnungen zu gesicherten Gemälden in Beziehung gesetzt werden können.[1] Auf dieser schmalen Basis ist die Zuschreibung von weiteren Zeichnungen an Bencovich grundsätzlich problematisch.[2]

Wie bei vielen Zeichnungen der Sammlung Erich Herzog ist auch bei dieser Rötelzeichnung mit der Anbetung der Hl. Drei Könige die Provenienz des Blattes unbekannt. Worauf die alte Zuschreibung an Bencovich basiert, ist deshalb nicht mehr nachvollziehbar. Die rückseitige Beschriftung der Zeichnung, in der Antonio Cornaglio ohne Angabe des Jahres bestätigt, am 15. Juli in Mailand ein Almosen entgegengenommen zu haben, um für die Signora Paola Durandi eine Messe zu lesen, lässt sich allerdings durchaus mit der Biographie von Bencovich in Einklang bringen. Denn für das Frühjahr 1724 ist ein Aufenthalt des Malers in Mailand dokumentiert.[3] Von Mailand aus bevollmächtigte Bencovich seinen Bruder Leopold in Split, seinen dortigen Besitz zu verwalten. Weiter sind zwei Altarbilder von Bencovich für Kirchen in Mailand bezeugt, die sich aber nicht erhalten haben.

Anfragen an das Staats- sowie das Diözesanarchiv in Mailand, um Näheres über die beiden in der Beschriftung genannten Personen, Antonio Cornaglio und Paola Durandi, und ihre Beziehung zu Bencovich herauszufinden, blieben leider ohne Erfolg. Die Benutzung der Rückseite als Quittung und die Faltung der Zeichnung belegen jedoch, dass sie von den damaligen Besitzern nicht um ihrer selbst willen verwahrt wurde.

Unmittelbar nach seinem Aufenthalt in Mailand, 1725, schuf Bencovich ein Gemälde mit einer „Anbetung der Hl. Drei Könige“, das sich heute in der Staatsgalerie in Stuttgart befindet.[4] Auch wenn dieses Gemälde in der Figurenanordnung und im Aufbau kaum Übereinstimmungen mit der Kasseler Zeichnung zeigt, könnte die rasch hingeworfene Skizze dennoch in diesem thematischen Zusammenhang entstanden sein als erstes Festhalten einer kompositorischen Idee oder als Gedächtnisstütze für etwas Gesehenes. Die starken Hell-Dunkel-Kontraste, die schlaglichtartige Beleuchtung und die Bewegtheit der Figuren lassen sich durchaus mit dem Werk von Bencovich in Einklang bringen. Die ausgeprägten Wischspuren, um Schattenpartien von den beleuchteten Zonen zu trennen, finden sich auch bei anderen Zeichnungen des Malers.

[1] Krückmann 1988, S. 219–225.

[2] Eine Übersicht über die Zuschreibungen, die nach der Monographie von Krückmann erfolgten, gibt Kat. Zürich 2004, S. 144, Anm. 3.

[3] Krückmann 1988, S. 18, 105–115.

[4] Das Gemälde ist das einzige, das Bencovich datiert und signiert hat. Stuttgart, Staatsgalerie, Inv. Nr. 3332 (Krückmann 1988, S. 260f., Nr. I–24 mit Abb.).

Veröffentlicht am 11.09.2008

Letzte Aktualisierung am 31.03.2009

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Rückseite GS 17063

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