Antonio Zucchi

(Venedig 1726 – Rom 1795)

Hl. Theresia von Avila, um 1760

Rötel auf Papier, 26,6 x 19,3 cm

Unten links mit brauner Feder bez.: Anto: Zucchi ... [unleserlich]

Provenienz:

Nachlass Erich Herzog, Kassel

GS 17154

Literatur:

unpubliziert

1760 lernte Antonio Zucchi, der aus einer venezianischen Maler- und Stecherfamilie stammte, in seiner Vaterstadt den schottischen Architekten James Adam (1732–1794) kennen, eine Begegnung, die seinen weiteren Lebensweg entscheidend prägte und ihn nicht nur 1761 nach Rom, sondern fünf Jahre später nach London führen sollte. Dort arbeitete er bis 1781 im Büro von Robert Adam (1728–1792) als Dekorationsmaler und war an der Ausgestaltung von über 25 Villen und Landhäusern mit Historienbildern und Ruinenlandschaften im legendären „Adam-style“ beteiligt.[1] Bis heute steht Zucchi im Schatten seiner berühmten Ehefrau, Angelika Kauffmann (1741–1801). Bekannt sind vor allem seine Ruinencapricci, die er als Erinnerungsstücke für Italienreisende nicht nur als Gemälde, sondern in der preisgünstigen Variante auch als Zeichnungen ausführte (vgl. GS 17153). Sein religiöses Frühwerk, zu dem die qualitätvolle Kasseler Rötelzeichnung zu zählen ist, liegt dagegen noch weitgehend im Dunkeln. Nur wenige Werke aus dieser Zeit sind nachweisbar.[2] So ist zwar ein Altarbild für S. Giobbe von seiner Hand bezeugt, es hat sich aber nicht erhalten. Die beiden Gemälde mit Engeldarstellungen für die Orgeltribüne von S. Teonisto in Treviso aus dem Jahr 1759 sind dagegen zumindest durch Fotografien dokumentiert. 1957 konnte Vittorio Moschini die Kreuzwegstationen von S. Giobbe von 1750 Zucchi zuweisen. Moschini machte weiter darauf aufmerksam, dass Zucchi in Venedig Vorlagen für Stiche religiöser Thematik anfertigte.[3]

Auch bei dem vorliegenden signierten Blatt, das in sorgfältiger Modellierung die hl. Theresia von Avila zeigt, könnte es sich um eine Stichvorlage handeln. Wie seit dem 17. Jahrhundert üblich, stellt Zucchi die Karmeliterheilige mit Buch und Federkiel als mystische Schriftstellerin an einem Schreibtisch dar. Theresia hält im Schreiben inne und blickt zum Himmel empor, um die göttliche Inspiration zu empfangen. Dort befindet sich mit der Taube ihr Attribut, das ihr aufgrund einer Pfingstvision zugesprochen wurde. Vergleichbare Heiligendarstellungen haben viele venezianische Künstler des Settecento zum Broterwerb als Stichvorlagen entworfen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang nur an Zucchis Zeitgenossen, Pietro Antonio Novelli (vgl. GS 17127).

[1] Croft-Murray 1970, Bd. 2, S. 296–300.

[2] Vgl. auch im Folgenden Moschini 1957.

[3] Ebd., Abb. 184.

Veröffentlicht am 11.09.2008

Letzte Aktualisierung am 06.02.2009