Giuseppe Angeli

(Venedig 1712 – Venedig 1798)

Entwurf zu einem Altarbild mit den Heiligen Luigi Gonzaga, Franz Xaver und Antonius Abbas für S. Angelo in Venedig, 1775

Schwarze Kreide, Pinsel in Braun auf bräunlich-violettem Papier, 33,2 x 21,2 cm

Rückseitig unten mittig mit rotem Stift bez.: 3711

Provenienz:

Nachlass Erich Herzog, Kassel

GS 17397

Literatur:

unpubliziert

Im dritten Viertel des 18. Jahrhunderts beauftragte Maria Algarotti den Schüler und Werkstattnachfolger von Giambattista Piazzetta, Giuseppe Angeli, eine großformatige Altartafel für die heute zerstörte Kirche von S. Angelo in Venedig anzufertigen. Die Tafel, die 1775 aufgestellt wurde, zeigte den hl. Antonius Abbas sowie die beiden Jesuitenheiligen Aloysius Gonzaga und Franz Xaver in Verehrung des Kreuzes. Anlass zu der Stiftung war vermutlich die Erkrankung des Vaters der Auftraggeberin, Abdon Algarotti, der bald nach der Fertigstellung des Gemäldes verstarb, denn die dargestellten Heiligen wurden bei Krankheiten und in der Sterbestunde angerufen.[1]

Nach 1775 erlitt die Tafel ein wechselhaftes Schicksal. In napoleonischer Zeit kam sie nach S. Stefano (Abb. 1), wo sie sich noch heute über dem zweiten Altar im rechten Kirchenschiff befindet. Zwischen 1810 und 1815 ersetzte der Portraitist und Restaurator Gaetano Astolfini (gest. nach 1840) aus unbekannten Gründen den hl. Franz Xaver durch Antonius von Padua.

In der eher summarischen Zusammenstellung der Heiligen und ihrer zu Pathosformeln erstarrten Gestik, die sich deutlich an die „Immaculata mit Heiligen“, heute in S. Maria Gloriosa dei Frari,[2] anlehnt, entspricht die Altartafel dem Spätwerk von Giuseppe Angeli, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein viel beschäftigter und einflussreicher Maler in Venedig war. Im Gegensatz zu seinem umfangreichen malerischen Oeuvre sind kaum gesicherte Zeichnungen von ihm überliefert.[3] Bei den wenigen Blättern, die eindeutig mit ausgeführten Gemälden oder Fresken in Verbindung zu bringen sind, handelt es sich nach meiner Kenntnis ausnahmslos um Figurenstudien, denen stilkritisch Kopfstudien in der Tradition Piazzettas zugeordnet wurden. Die Kasseler Zeichnung, die bisher unter „unbekannt“ lag, scheint demnach die bislang einzige bekannte Kompositionsstudie für ein Altarbild von Angeli zu sein. Die Abweichungen von dem Gemälde in den Details, etwa der fehlende Kreuzstab des hl. Antonius, die Veränderungen beim Gewand und in der Haltung des hl. Aloysius Gonzaga oder in der Haltung und den Attributen der beiden Engeln im Vordergrund, sprechen dagegen, dass es sich um eine Kopie nach dem Gemälde vor den Veränderungen des 19. Jahrhunderts handelt. Auch scheint die Verwendung von farbigem bräunlich-violettem oder auch blauem Papier typisch für Angeli zu sein.

Die im oberen Bereich beschnittene Zeichnung wurde flüchtig in schwarzer Kreide angelegt. Anschließend überging Angeli die Vorzeichnung mit kurzen, immer wieder neu ansetzenden Pinselstrichen, wobei er die oberen Partien mit den das Kreuz tragenden Engeln, die in der Vorzeichnung grob umrissen sind, aussparte. Die stellenweise Verdoppelung der kurzen Pinselstriche in den Konturen bewirkt den verschwommenen, fast flirrenden Charakter der Zeichnung.

[1] Vgl. auch im Folgenden Mollenhauer Hanstein 1986, S. 134, Nr. 80.

[2] Mollenhauer Hanstein 1986, S. 127, Nr. 69, Abb. 16.

[3] Eine Zusammenfassung der Zuschreibungsproblematik bei Pignatti 1980, S. 46–48. Die von Ugo Ruggeri publizierten Zeichnungen von Angeli in der Ambrosiana scheinen Pignatti noch nicht bekannt gewesen zu sein (Kat. Venedig 1979, Nr. 77–81). Vgl. auch Kat. Torgiano 1987, Nr. 32.

Veröffentlicht am 11.09.2008

Letzte Aktualisierung am 10.03.2009

Abb. 1

Abb. 1

Giuseppe Angeli

Venedig, S. Stefano, Inv.Nr. ohne Inv. Nr.

Foto: O. Böhm

Veröffentlicht am 11.09.2008

Letzte Aktualisierung am 02.02.2009

Abb. 1