Durante Alberti zugeschrieben
(San Sepolchro 1538 – Rom 1613)Entwurf für eine Kartusche mit den Insignien eines Papstes, Ende 16. Jh.
Schwarze Kreide, Feder in Schwarz und Braun, Pinsel in Braun, grau laviert, zahlreiche Ausbesserungen im Papier, 41 x 19,9 cm
Oben rechts parallel zur rechten Blattkante mit brauner Feder bez.: Marcanton
Provenienz:
Nachlass Erich Herzog, Kassel
GS 17402
Literatur:
unpubliziert
Der Entwurf zu einer Kartusche mit päpstlichen Insignien, der an der oberen rechten Blattkante eine alte Zuschreibung an Marcantonio Raimondi (um 1475 – um 1534) aufweist und bislang unter „unbekannt“ lag, konnte durch zwei in Stil, Format und Gestaltungsweise übereinstimmende Zeichnungen des Stockholmer Nationalmuseums näher bestimmt werden.[1
Wie das Kasseler Blatt zeigen auch die beiden Stockholmer Varianten in halber Darstellung ein ovales, von der Tiara und den sich überkreuzenden päpstlichen Schlüsseln bekröntes Bildfeld, in dessen Zierrahmen sich Fabelwesen und leichtbekleidete Frauengestalten zwischen Rollwerk, dekorativ geknoteten Bändern, Tierköpfen oder -schädeln in jeweils anderer dekorativer Ausgestaltung, aber in ein und demselben kompositionellen Grundgerüst tummeln. Dabei ersann der Entwerfer durchaus originelle, ja kuriose Motive, wie die nackte Schönheit, die sich den Schlüssel zu ihrem Lager gemacht hat und dort in die Trompete bläst. Der schlechte Zustand der drei Blätter mit ihren zahlreichen alten Ausbrüchen und behelfsmäßigen Reparaturen spricht dafür, dass sie als Vorlagenmaterial in einer Werkstatt verwahrt und benutzt wurden.
Per Bjurström und Börje Magnusson haben die beiden Stockholmer Zeichnungen auf den Entwurf einer päpstlichen Kartusche mit zwei flankierenden allegorischen Frauengestalten im British Museum[2] bezogen, der eine alte Zuweisung an den aus Borgo San Sepolchro stammenden, ab spätestens 1560 in Rom tätigen Maler Durante Alberti aufweist. Die Zeichnung stehe den Blättern in Stockholm stilistisch sehr nahe. Was die beiden weiblichen Allegorien angehe, so orientiere sich das Blatt zwar nach John A. Gere und Philipp Pouncey an einem gestochenen Portrait Papst Urbans VII. von Durantes Cousin, dem Maler und Kupferstecher Cherubino Alberti (1553–1615)[3], die Kartuschenbekrönung zeigt jedoch durchaus Übereinstimmungen mit dem Kasseler sowie mit den beiden Stockholmer Entwürfen.
Durante Alberti, der bislang nur archivalisch als Kupferstecher bezeugt ist, scheint häufiger einzelne Motive seiner Entwürfe den Stichen seines bekannteren Cousins oder anderer zeitgenössischer Künstler entnommen zu haben. So zeigt gerade der Stockholmer Entwurf Inv. Nr. NM Anck. 328 deutliche Anklänge an ein gestochenes Portrait Papst Gregors XIII. von Cherubino,[4] während der grundsätzliche Aufbau der Kartusche an das Wappen erinnert, das in einem Portraitstich Papst Innozenz’ IX. von Annibale Carracci (1560–1609) aus dem Jahr 1591 den Dargestellten flankiert.[5]
[1] Feder in Braun, braun laviert, jeweils ca. 42 x 19,5 cm, Nationalmuseum Stockholm, Inv. Nr. NM Anck 327 und NM Anck 328 (Bjurström/Magnusson 1998, Nr. 412, 413).
[2] Schwarze Kreide, Feder in Braun, braun laviert, weiß gehöht auf blauem Papier, 26,9 x 24 cm, London, British Museum, Inv. Nr. 1946-7-13-232 (Gere/Pouncey 1983, Nr. 14).
[4] Bartsch 122 (93). Zu dem Stich vgl. die Zeichnung im Istituto Nazionale per la Grafica in Rom, Inv. Nr. FN 2986 (Kat. Rom 1984, Nr. 1).
[5] Bartsch 149. Für den Hinweis auf den Portraitstich bin ich Peter Fuhring, Paris, zu Dank verpflichtet (Brief vom 23.04.2007). Das Wappen wurde von einem Kopisten auch separat nachgestochen (Bohlin 1979, Nr. 194, R40).
Veröffentlicht am 08.09.2008
Letzte Aktualisierung am 13.08.2009
Abb. 1
Durante Alberti
Stockholm, Nationalmuseum, Inv.Nr. Inv. Nr. NM Anck 327
© The National Museum of Fine Arts, Stockholm
Veröffentlicht am 11.09.2008
Letzte Aktualisierung am 10.02.2009