Antonio Mondino


Studie für das Altarbild mit der Madonna zwischen den Heiligen Antonius und Carlo in Galliate Lombardo, Oratorium von S. Carlo, um 1650

Schwarze Kreide, Feder und Pinsel in Braun, graubraun laviert, weiß gehöht auf grünlichem Papier, alt montiert, 19,7 x 23,5 cm

Unten rechts mit schwarzer Feder bez.: Trevisani f.; unten links auf dem Auflagekarton: Trevisano

Provenienz:

F. H. Rothmann, London; Comte J. P. van Suchtelen, St. Petersburg (Lugt 2332)

GS 2174

Literatur:

Zani 1996

Die ausdrucksstarke, qualitätvolle Federzeichnung auf graugrünem Papier mit den großflächigen Lavierungen in unterschiedlichen Grünbrauntönen und den ausgeprägten Weißhöhungen vor allem im Gewand der Muttergottes und in den Vorhängen wurde 1962 von dem Juristen, Kunsthändler und Corinth-Sammler Dr. Fritz Rothmann (1893 – nach 1964), London, erworben. Bereits Lisa Oehler hatte nach dem Erwerb Recherchen zu dem Blatt unternommen, das entsprechend der Bezeichnung unten rechts zunächst dem römischen Maler Francesco Trevisani (1656–1746) zugeschrieben war. Das Urteil der damals konsultierten Spezialisten war einhellig. Sowohl Pierre Rosenberg[1], Paris, als auch Philip Pouncey[2], London, ordneten die Zeichnung dem Umfeld des lombardischen Malers Morazzone (1571–1625) zu. Mit ihren eleganten, überlängten Figuren und den dynamischen Körperwendungen steht die Zeichnung Morazzone tatsächlich sehr nahe. Viele seiner Zeichnungen auf farbigen Papieren weisen ebenfalls ausgeprägte Weißhöhungen auf und zeigen dieselben scharfkantigen Faltenzüge.

Die Ansiedelung der Zeichnung im Umfeld von Morazzone konnte durch die Forschungen von Vito Zani bestätigt werden. Danach ist die Kasseler Zeichnung ein Entwurf für den oberen Teil eines Altarbildes (Abb. 1) mit der Madonna und den Heiligen Antonius Abate und Karl Borromäus im Oratorium von S. Carlo in Galliate Lombardo bei Varese, das bereits von Marco Bona Castellotti Mondino zugeschrieben wurde.[3] Das Gemälde ist mit „D. M. A.“ monogrammiert, nach Zani könnte das Kürzel für „Discipulus Morazzoni Antonio“ stehen. Zeichnung und Gemälde stimmen in der figürlichen Disposition bis in die Details miteinander überein.

Da bislang keine Zeichnungen von Mondino bekannt sind, ist das Kasseler Blatt nach Zani das einzige, das ihm bislang mit großer Gewissheit zugeschrieben werden kann und das möglicherweise eine Grundlage für weitere Zuschreibungen auf stilkritischer Basis liefern könnte.

[1] Schreiben von 17.12.1963 an Lisa Oehler.

[2] Schreiben vom 15.01.1965 an Lisa Oehler. Marco Chiarini notierte in einer Passepartoutnotiz gleichfalls „Morazzone?“, während Christl Thiem für „Lombardisch, um 1600, Cerano?“ plädierte.

[3] Bona Castellotti 1992, S. 46; Zani 1996, S. 37, Abb. 5, 6.

Veröffentlicht am 06.09.2008

Letzte Aktualisierung am 31.03.2009

Abb. 1

Abb. 1

Antonio Mondino

Galliate Lombardo, S. Carlo, Inv.Nr. ohne Inv. Nr.

Foto: Vito Zani

Veröffentlicht am 06.09.2008

Letzte Aktualisierung am 05.02.2009

Abb. 1