Nicola Malinconico zugeschrieben

(vermutlich Neapel 1663 – Neapel 1721)

Predigt Johannes des Täufers, um 1690

Schwarze Kreide, Feder in Braun, braun laviert auf braun getöntem Papier, 19,9 x 29,3 cm

Rückseitig unten links mit schwarzer Feder bez.: 9311; daneben mit brauner Feder: Lucca Giordano

Provenienz:

Walter Beck (1895–?), Berlin (Lugt 2603b); Nachlass Erich Herzog, Kassel

GS 17116

Literatur:

Auktionskat. Kunstantiquariat Arno Winterberg 15.4.1972, Nr. 126 (als Art des Luca Giordano)

Der rasch ausgeführte, gerade in den Hintergrundfiguren ausgesprochen skizzenhafte Entwurf für eine Predigt Johannes des Täufers, der von Erich Herzog dem Venezianer Antonio Molinari (1655–1704) zugewiesen wurde, weist rückseitig eine alte Zuschreibung an Luca Giordano (1634–1705) auf, dessen Umfeld sie in der Tat zuzuordnen ist. Giuseppe Scavizzi hat die Zeichnung auf stilkritischer Basis dem Giordano-Schüler Nicola Malinconico zugeordnet.[1] Kompositionell lehnt sich der Entwurf noch deutlich an Gemälde Giordanos an. Erinnert sei in diesem Zusammenhang etwa an die „Predigt des Täufers“ in Los Angeles[2], die einen ähnlichen Aufbau und vergleichbare Motive bei den Zuhörern aufweist. Die Zeichnung wirkt jedoch kompositionell weniger durchdacht und geschlossen. Während sich die Zuhörer durchaus zu einer homogenen und dabei abwechslungsreich strukturierten Gruppe zusammenschließen, passt sich die übergroße Figur des Täufers nicht in die Gesamtkomposition ein, sondern scheint, räumlich nicht genau fixiert, vor den Zuhörern zu schweben. Dass sie sich auch in der Farbe der Lavierung von den anderen Figuren unterscheidet, könnte dafür sprechen, dass sie erst nachträglich in die Zeichnung eingefügt wurde.

[1] Briefliche Auskunft vom 11.01.2006: „vicino a Giordano, e certo derivato da sue composizioni, ma nel linearismo un po’ laboroso e di qualità inferiore a Giordano. Si possono trovare corrispondenze fra questo foglio e certi disegni di Nicola Malinconico.“ Für seine freundlichen Auskünfte danke ich Giuseppe Scavizzi herzlich.

[2] Los Angeles, County Museum of Art (Ferrari/Scavizzi 1992, Nr. A 377, Abb. 486).

Veröffentlicht am 08.09.2008

Letzte Aktualisierung am 10.02.2009