Unbekannt


Mystische Vermählung der hl. Katharina von Alexandrien, um 1700

Feder in Braun, braun laviert, 11,8 x 7,9 cm (am rechten Blattrand angestückt)

Unten rechts Sammlerstempel Lugt 597

Provenienz:

Charles Morin (1876–?), Paris; Nachlass Erich Herzog, Kassel

GS 17115

Literatur:

unpubliziert

Die ungewöhnlich kleinformatige lavierte Federzeichnung zeigt ein Thema, das seit dem Spätmittelalter in Italien ausgesprochen beliebt war: die mystische Vermählung der hl. Katharina von Alexandrien. Konzentrieren sich viele der Darstellungen als Halbfigurenbilder auf den Moment, in dem das meist auf dem Schoß der Mutter thronende Christuskind als Zeichen ihrer mystischen Vereinigung der Heiligen den Ring auf den Finger steckt, so wird hier dem umgebenden Raum mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Vor dem Halbrund einer Apsis hat sich Maria gerade erhoben, um das Kind zu stützen, das vor ihr auf einem Podest steht und seine Arme der Heiligen entgegenstreckt, die vor dem Podest auf dem Boden kniet. Zwei weitere Frauen schließen die Szene zum rechten Blattrand hin ab.

Der rasche Zeichenmodus, in dem die Skizze ausgeführt ist, erschwert ihre Zuschreibung, ja selbst ihre regionale Einordnung. Ehemals war das Blatt dem im Veneto ausgebildeten und tätigen Maler Francesco Maffei (um 1605–1660) zugeordnet, mit dessen gesicherten Zeichnungen stilistisch jedoch kaum Übereinstimmungen festzustellen sind, weshalb Bert W. Meijer, Florenz, die Zuschreibung an Maffei auch abgelehnt hat.[1] Ein venezianischer Einfluss könnte sich in der diagonalen Anordnung der Hauptpersonen niedergeschlagen haben. Sie findet sich auch bei einer großformatigen „Vermählung der hl. Katharina“ von Paolo Veronese, die heute in der Accademia verwahrt wird.[2] Maria thront dort am Ende einer Treppe, während Katharina unter ihr auf einer der ersten Stufen kniet. Was der Zeichner über den Personen andeutet, ist nicht lesbar. Üblicherweise befinden sich dort ein Baldachin, dessen Vorhang von Engeln zurückgehalten wird, oder aber assistierende Engel und Putten.

Interessant ist, dass der Zeichner sich die Mühe gemacht hat, am rechten Blattrand einen ca. 1 Zentimeter breiten Papierstreifen anzustücken. Trotz des kleinen Formats und der raschen Ausführung kam es ihm offensichtlich auf einen stimmigen Bildausschnitt an.

[1] Freundliche E-Mail vom 09.06.2006.

[2] Pignatti 1976, Nr. 183, Abb. 475.

Veröffentlicht am 14.12.2010

Letzte Aktualisierung am 19.10.2012